Es gitb so Tage, da wünsche ich mich eigentlich ganz weit weg. Einfach weg von da, wo ich gerade bin. Nach dem Motto: Tür auf, rausgehen, Tür zu und: peng. Alles rundherum weg. Anders. Und ich weg. Wo-anders. Einziges Problem dabei ist, wo ist den dieses „weit weg“? Es gibt ja auch andere Möglichkeiten, ganz weit weg zu sein und doch nah dran zu bleiben. Wenn ich ein Buch lese zum Beispiel. Da kann es schon passieren, dass ich in der Geschichte ganz nah dran bin – und dabei spielt das Ganze weit weg, irgendwo, in der Fantasiewelt (was natürlich ein bisschen vom Buch abhängt, aber am weitesten weg komme ich immer in Fantasy-Geschichten, und wenn sie gut geschrieben sind, bin ich auch ganz darin untergetaucht).
Sag mir, wohin Du gehst
Was mache ich also mit der Frage, was „Weit weg“ für mich ist? Ich würde sie gerne jemandem anderen stellen – einfach so und dann aussuchen, ob mir sein „Weit weg“ gefällt und ich einfach auch dorthin will. Das ist so ähnlich wie mit der Frage“Wo bist du zuhause – wo bist du daheim?“ Da möchte ich auch manchmal einfach jemanden fragen, wei es denn bei ihm oder ihr zuhause ist. Die sollen mir das beschreiben, und wenn es nett klingt, dann gehe ich da auch mal hin. Und sage, das ist mein Zuhause, da bin ich daheim. Den wo zuhause bin ich schon länger nicht mehr. Aus vollem Herzen sagen zu können, da bin ich daheim, das ist mein Zuhause, ist lange Vergangenheit. Klar kann ich das oberflächlich schon sagen, ich empfinde es auch manchmal so. Dennoch ist es nicht ehrlich, wenn ich sagen würde, da ruhe ich in mir selbst, da ist meine Heimat. Wahrscheinlich gibt es deshalb auch nicht den einen Ort, an den ich gehen würde, um weit weg zu gehen. Wonvon? genau das ist die Frage, wann ist es weit weg wovon? Das kann tatsächlich in Nachbars Garten sein, dass ich mir unendlich weit weg vorkomme von zuhause (ok, kein so guter Vergleich, das geht vielleicht vielen so, weil man sich die Nachbarn ja nicht selber ausgesucht hat und die manchmal halt schon total anders sind als man selber und dann kommt mir und jedem das dort dann seeeehr weit weg vor).
Versunken in Gedanken
Ein anderes „Weit weg“ ist das in Gedanken – also wenn ich gedankenversunken bin und eigentlich gar nicht wahrnehme, was um mich herum passiert. Oder wo ich gerade bin. Letzteres kommt extrem selten vor, als Mensch, der gerne auch sich selbst unter Kontrolle behält (das letzte und einzige Mal betrunken, so dass ich nichts mehr wusste, war als ich Grunschulkind war und meine Eltern eine Feier hatten, auf der ich anscheinend in der Küche die Gläser …). Kommen wir zurück auf das weg sein und zuhause: Ich glaube, ich fühle mich da zuhause, wo ich von Menschen umgeben bin, die nicht neiden oder protzen, sie selber sind und mir meinen Raum zugestehen einschließlich der feinfühligen Zwischenräume, die es gibt … Wenn es jedoch nur von Zur-Schau-Stellen strotzt, dann möchte ich ganz weit weg – egal wohin. Manchmal bin ich dann eben einfach nur in gedanken ganz weit weg, wenn es anders nicht geht. Man sagte mir, das sähe man mir nicht an – ein Glück. Blos wenn mich dann wer anspricht, bin ich froh, wenn es nur die Frage nach dem Weg zur Toilette ist.
Ach ja, und ansonsten möchte ich noch mal nach Canada. Das ist nicht das, was am weitesten weg ist, aber das ist etwas, wo ich noch nicht war.
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