Eigentlich wollte ich heute ja etwas ganz anderes machen – und auch über ein anderes Thema bloggen. Aber jetzt muss ich einfach „Fremde willkommen“ sagen. Und meinen Meinung mal laut kund tun. Das war nicht das, was ich mir für heute vorgenommen hatte – aber ist es nicht oft genug im Leben so, dass es ersten anders kommt und zweitens als man denkt?
(eingeschobenes Update – weil es genau das ist, was ich da hier schon geschribene habe, was dazu zählt:)
Und wer mich kennt, weiß, dass ich mich zwar gehörig über etwas ärgern, dann aber aus genau diesem Ärger heraus ganz besonders aktiv werden kann. Ich tue was statt mich ärgern. Ich ergreife Initiative, ich engagiere mich und – verdammt noch mal – da muss doch was zu ändern sein!
Willkommen heißen
Und da sprang mich dieses Thema an: Fremde willkommen heißen – statt sie auszugrenzen, Ängste zu haben und zu schüren. Gleich mehrfach und auf verschiedenen Ebenen drängte sich das in meinen Tag – erst leise, dann laut. So laut, dass ich nicht nur meinen Gemeinderat anrief – sondern auch den Bürgermeister. Aber der Reihe nach. Gestern Abend bei der Abschiedsfeier der Grundschüler (zugleich auch mein Abschied von der Schulstufe) war ein Thema die Spendenaktion der Kinder und ihrer Eltern für Kinder in Malawi. Schon 2014 war unsere Grundschule dabei, als es hieß: Schulranzen packen mit allem, was ein Kind zum Leben braucht und spenden. Damit die Kinder in Malawi überhaupt zur Schule gehen können. Denn dort heißt es häufig: „geh lieber auf den Müllplatz und sieh zu, dass Du was zu essen findest“ – für die Schule bleibt keine Zeit. Und das ist doppelt tragisch – denn dann kommen die Kinder nicht zum Lernen und ihre Chancen, etwas an dem Leben zu ändern, das sie führen müssen, sind sehr gering. Das zu ändern hat sich die Initiative Mary’s meals aufgemacht. Eine, die hier die Initiative ehrenamtlich mit organisiert, schilderte eindrücklich, wie hilfreich die Versorgung mit den Gegenständen, Kleidung und – ebenfalls durch Spenden finanziert – das tägliche Essen für die Kinder in der Schule ist, um aus einem armen Land ein selbstbewußteres und zukunftfähigeres zu machen. Aus dem die Kindern nicht flüchten müssen, weil sie nicht überleben können.
… am Limit
Womit wir beim heutige Thema wären. Denn aus der lokalen Presse schrie mich auf der Titelseite eine Überschrift an, deren Aussage so gar nicht zu der Unterstützung der Gemeinde für eine humanitäre Aktion wie Mary’s Meals passt. Und schon gar nicht zu dem Bild, das ich aufgrund eines vor kurzem sogar bundesweit ausgestrahlten Berichts über eine Flüchtlingshilfe aus dem Augsburger Umland gewonnen hatte. Es ging um die Umwidmung eines Gebäudes im Gewerbegebiet (das allerdings direkt an ein Wohngebiet grenzt und schon von jeher eher unauffällig wirkt) als Asylunterkunft. Und dass unsere Gemeinde damit vielleicht ein Problem bekäme. Nun ist die Lokalpresse ja immer mit Vorsicht zu genießen, wenn das Thema so heikel ist. Und in Bayern sowieso (aber auch das ist ein anderes Thema). Dennoch erschrak ich über die Tendenz, die in den Worten lag. Sollte auch hier eine Gruppe Menschen, die Ängste schüren, mehr Stimme haben, als die, die helfen wollen und können? Die verstehen können, dass Menschen ihre Heimat auf diese Art und Weise nur verlassen, weil sie dort nicht mehr leben können? Die jedes Risiko eingehen, auf der Flucht, egal was passieren könnte – es kann nicht schlimmer sein als dort zu bleiben? Dort, wo sie nicht mehr zuhause sind, weil sie aus welchen Gründen auch immer, keine Möglichkeiten sehen oder haben, zu überleben? Das kann nicht sein. Aber der Zeitungsbericht. Der lies mir keine Ruhe. Wobei der Vorspann mich schon gewaltig ärgerte. Schließlich ist sicher nicht das erste Problem ein Krippen oder Hort- und Schulplatz für Flüchtlingskinder. Zumal hier schon gemunkelt wurde, die zweite Grundschule am Ort könne Probleme bekommen, weil eben nicht mehr so viele Kinder eingeschult würden. Aber mal ehrlich: Krippenplätze für Flüchtlinge sind ein Problem? Liebe Mitbürger – ich glaube, das wird das geringste Problem sein. Die (wenigen Klein-)Kinder, die mit geflüchtet sind, werden wohl kaum einen Krippenplatz benötigen, zumal ja die Arbeitserlaubnis für ihre Begleitpersonenn ein viel größeres Problem sind, ganz zu schweigen überhaupt von den Möglichkeiten, dass Asylbewerber arbeiten können und dürfen. Schule kann es auch nicht sein – denn wenn Kinder überhaupt mitkommen, werden sich die paar Plätze sicher finden. Der nächste Satz ließ mich nochmals aufhorchen: Es gäbe „zu wenig ehrenamtliche Helfer, die beispielsweise Unterricht geben oder sich um die Anliegen und Probleme der oftmals traumatisierten Asylbewerber kümmern“. Ja ist es denn zu glauben? Wo hat denn einer mal laut und öffentlich danach gefragt? Wo stand der Aufruf- Mitbürger meldet Euch, wenn ihr helfen könnt? Na? Nein da war keiner, das ist auch keiner. Auch nicht auf der Homepage. Da werden zwar Helfer für die Tafel gesucht. Oder über den Fortschritt des Breitbandausbauerweiterungsgebiets berichtet. Aber einen Aufruf, den auch jetzt schon in geringerer Zahl in meinem Wohnort lebenden Asylbewerbern ehrenamtlich zu helfen, den habe ich nirgends gesehen. An wen wende ich mich denn, wenn ich helfen will? Auch da ist nichts auf Anhieb zu sehen.
Heute letzter Tag
Da half alles nichts – ich musste meinen (ok, es gibt noch mehr, aber man hat ja nunmal seine Lieblingsansprechpartner) Gemeinderat anrufen und nachfragen. Über die Debatte im Aussschuss (es war ein Bericht im Nachgang zu einer Bauausschussitzung) und was der eine oder andere da tatsächlich gesagt hatte. Mein Gemeinderat bestätigte mir mehr oder weniger, dass es ein Problem sei, wenn Ängste geschürt würden, weil andere Informationen hinter der Hand nur an wenige weitergegeben würden. Aber immerhin setzt auch der Bürgermeister nicht auf Konfrontation und Blockade. Aber eben dass Ansprechpartner nicht auf der Homepage zu finden seinen, sei schon ungünstig.
Sie fanden sich dann doch – aber wirklich eher wie beim Ostereiersuchen – in einem Zweig der Verwaltungsadminstrationsseite, den ich bestimmt nicht aufgesucht hätte, hätte mir der Gemeinderat nicht den Link geschickt. Angeblich sei es auch ein Problem, Menschen zu finden, die Deutschkurse geben könnten bzw. dürften – was mich sofort an den Heute Bericht der Thannhauser Initiative erinnerte, den ich vor ein paar Tagen erst auf Facebook geteilt hatte. Das kann doch nicht sein, war mein Gedanke, dass auf der „anderen Seite Augsburgs“ etwas geht, was hier noch nicht einmal bekannt ist? Und damit war mein Ärger so groß, dass ich nochmals zum Telefon griff und am letzten Gemeinderatssitzungstag vor der Sommerpause versuchte, den Bürgermeister anzurufen. Ja, ländlicherseits geht das schon, zumal wir uns auch persönlich kennen. Dummerweise war es Mittagszeit – aber immerhin konnte ich bei der Mitarbeiterin sowohl meine Frage nach der Kontaktpreson, bei der ich mich melden kann, um meine ehrenamtliche Hilfe anzubieten, als auch den Ärger loszuwerden, dass diese eben nicht im Internet zu finden seien. Und auch gleich noch die Thannhauser Bücher ins Gespräch zu bringen und warum denn nicht ein Aufruf auf der Homepage ist … (Ich bin mir ziemlich sicher, dass das den Bürgermeister erreicht hat.) Und damit hatte ich mal wieder meinen Ärger in Aktion umgewandelt.
Ehrenamtlich ist Ehrensache
Ich habe natürlich meine Hilfe beim Unterricht und mit der Lehrbuchgeschichte angeboten – wir werden dieser Tage nochmals telefonieren, die Beauftragte und ich, wie das aussehen kann. Denn wenn man es nicht gleich macht, verpufft diese Energie. Darum schreibe ich auch jetzt noch diesen Blogpost. Auch, weil ich Susi Ackstallers Post kurz nach meiner Aktion, also den Telefonaten und den Internetlinks raussuchen, gelesen und kommentiert hatte. Und ja: auch ich mache mit und sage Fremde wilkommen. Ich werde das, was ich machen kann tun, um ihnen hier das Leben nicht schwer zu machen. Und ich fordere gerne alle meine Freunde auf, auch Zeichen zusetzen. Oder bei Lutz S. Aktion 1000xwillkommen mitzumachen und das Tumblr-Blog zu überschwemmen mit Bildern. Oder andere Aktionen zu initiieren und unterstützen. Hilfe für Malawi ist eines, Hilfe für Asylsuchende hier bei uns das andere. Beides ist nötig und beides können wir uns leisten.
Und ich glaube, dieser #NaBloPoMo ist ein würdiger Beitrag für die vergangenen Tage, an denen ich nicht dazu kam. Verlinkt, kommentiert und seid aktiv, hier und bei anderen, dann bin ich glücklich, etwas erreicht zu haben damit.
UPDATE:
Ich war zu früh. Aber ich bin natürlich dabei, wenn es heißt #bloggerfuerFluechtlinge!
Natürlich kann auch jeder etwas tun, wenn er nicht selber machen kann und will oder es in seiner Nähe keine Inititiative gibt. Hier zum Beispiel: Spendensammlung – mach mit und Initiativen vor Ort findet jeder hier: Ehrenamtliche Initiativen und natürlich, indem jeder selber mit bloggt und damit die Initiative Blogger für Flüchtlinge unterstützt. P.S.: Ab September werde ich Asylsuchende begleiten. Hier, vor Ort. Gespräche, Sprache und einfach da sein.
[…] durch einen Blogpost oder #refugeeswelcome, wie zum Beispiel Su Steiger in ihrem Post Fremde willkommen – ich tue was, Kati und Meike in ihre Post Zwischen Babystramplern und einem Haufen von Kinderschuhen oder […]